Branchen-News
Was die Branche im Dezember bewegt
Jobwachstum in der Kunststoffbranche, mehr Verpackungsabfälle und Biokunststoff aus CO2 – die News
von Uwe Rempe
Wachstum bei Kunststoff-jobs
Berlin. Die Elektrifizierung in der Autobranche ist mit einem Beschäftigungsrückgang verbunden: Setzt sich der aktuelle Trend fort, würden bis 2035 rund 190.000 Menschen weniger in der deutschen Automobilindustrie arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognos-Studie im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Durch den verstärkten Einsatz von Elektrokomponenten in E-Autos erwartet die Studie allerdings einen Beschäftigungszuwachs in der Kunststoff- und Kautschukindustrie.
Dem bereits erfolgten Abbau von 75.000 Arbeitsplätzen in der Fahrzeugindustrie seit dem Jahr 2019 stehe ein Zuwachs von 29.000 in anderen Branchen gegenüber. Grund: „Elektronische Komponenten werden in hohem Maße mit Kunststoffen umspritzt oder in Kunststoffgehäusen verbaut.“ Ihr Einsatz trage zur Gewichtsreduzierung von Autos bei, was die Leistungsfähigkeit der Fahrzeugbatterie und die Energieeffizienz steigere. Doch dieser Aufschwung könnte auch Herausforderungen mit sich bringen: Die Prognos-Experten warnen vor Engpässen bei Fachkräften in der Kunststoff- und Kautschukbranche.
Mehr Müll, mehr Recycling
Luxemburg. Laut der Europäischen Statistikbehörde Eurostat sind 2022 in Europa insgesamt 83,4 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle angefallen, im Durchschnitt 186,5 Kilogramm je Europäer. Das waren pro Einwohner zwar 3,6 Kilogramm weniger als 2021, aber im Zwölf-Jahres-Vergleich, der dem Eurostat-Bericht zugrunde liegt, ein Anstieg um 31,7 Kilogramm.
Die geringste Müllmenge verursachten mit 78,8 Kilogramm je Einwohner die Bulgaren, am meisten Müll im europäischen Wirtschaftsraum (EWR) hinterließen die Iren mit 233,8 Kilogramm je Einwohner. Mit 226,9 Kilogramm pro Kopf liegt Deutschland auf Platz drei.
Trinkwasser in Gefahr?
Frankfurt. Die Hersteller von Trinkwasserdichtungen sind alarmiert: Neue Regulierungsvorgaben, behördliche Untätigkeit und die fehlende Marktüberwachung könnten „mittelfristig zu einem Ausbleiben rechtskonformer Dichtungen und damit zu einer Gefährdung der Trinkwasserversorgung in Deutschland führen“, warnt der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk). „Trinkwasserdichtungen müssen zertifiziert werden. Die europäische Trinkwasserverordnung setzt aber keine geeigneten Prüfgrundlagen fest“, erläutert wdk-Chefchemiker Volker Krings. Eine Überarbeitung sei gescheitert, auch die deutschen Behörden blieben untätig. Die teuren Zertifizierungsverfahren seien für die Industrie völlig „intransparent und willkürlich“.
Der wdk schlägt deshalb vor, dass wesentliche Prüfparameter rechtlich verpflichtend auf den Zertifikaten angegeben werden müssen. Noch mehr Ungemach droht Krings zufolge durch das „Verfallsdatum für Chemikalien“, das von der EU-Kommission initiiert wurde. Es verlange, dass Chemikalien, die auf der Positivliste der EU-Chemikalienagentur stehen, regelmäßig evaluiert werden müssen. „Wenn hier kein Unternehmen dieses teure Verfahren unternimmt, verliert die Chemikalie ihre Zulassung, und Produkte verschwinden vom Markt“, so der Experte.
KI analysiert Werkstoffe
Tsukuba. Laut einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift „Science and Technology of Advanced Materials“ veröffentlicht wurde, können Wissenschaftler mithilfe maschinellen Lernens voraussagen, welche Eigenschaften neue Polymere haben werden. Entwickelt hat das Verfahren ein japanisches Forscherteam vom „National Institute for Materials Science“ in der Wissenschaftsstadt Tsukuba. Dabei erfasst das Team Details der Struktur der Polymere mittels Röntgenbeugung, damit der Algorithmus die Daten richtig auswerten kann. In der Folge zeigte sich, dass die maschinelle Lernanalyse Merkmale in den Röntgenbeugungsbildern genau mit bestimmten Materialeigenschaften der Polymere verknüpfen konnte.
CO2 wird zu Biokunststoff
Frankfurt. Das Start-up CO2Bio-Clean hat gemeinsam mit dem hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori eine Pilotanlage im Frankfurter Industriepark Höchst in Betrieb genommen. Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die industrielle Kohlendioxid-Emissionen in biologisch abbaubare Biokunststoffe umwandelt.
Der Minister würdigte das Jungunternehmen, das eindrucksvoll zeige, wie sich technologische Innovation und CO2-Reduzierung verbinden lassen. Mit der Pilotanlage soll die Machbarkeit der neuen Technologie unter industriellen Bedingungen getestet werden. Bei dem Verfahren wird CO2 aus Industrieanlagen abgeschieden und durch Fermentation in biologisch abbaubaren Biokunststoff umgewandelt. Das Jungunternehmen wurde 2023 mit dem Hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Innovative Geschäftsidee“ ausgezeichnet.