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Kautschuk-Konjunktur

Auf der Bremse

Auftragsflaute, Fachkräftemangel, Zölle – weshalb die Kautschukbranche ins Straucheln gerät

von Roman Winnicki

· Lesezeit 3 Minuten.
Spuren der Belastung: Die Kautschukindustrie fährt auf immer weniger Profil. Foto: dk-fotowelt -stock.adobe.com

Frankfurt. Es war kein Tag der großen Zuversicht. Der auf der Herbsttagung des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) präsentierte Konjunkturbericht skizziert eine Branche, die weiterhin auf der Stelle tritt. Im dritten Quartal 2025 verbuchten die Gummibetriebe 1,6 Prozent weniger Umsatz und 2,5 Prozent weniger Produktion. Mehr als die Hälfte klagt über fehlende Aufträge: „Unerwartet schwach zeigt sich der Auftragseingang als Indikator für die Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten“, heißt es im Bericht – eine Einschätzung, die das Stimmungsbild der Branche auf den Punkt bringt.

Schwache Nachfrage, starker Gegenwind

Was die Statistik zeigt, spüren viele Betriebe täglich. Die Auftragsflaute trifft die Branche auf breiter Front. Viele Unternehmen leiden unter der verhaltenen Nachfrage aus dem Inland. Im dritten Quartal lag diese 2,5 Prozent unter dem Vorjahr – und das, obwohl das Jahr 2024 bereits schwach war. 

Auch die Bestellungen aus dem Ausland entwickeln sich schwächer als erwartet; die erhofften Impulse aus einer stabileren Weltkonjunktur blieben aus. „Die Zollerhöhungen durch die USA, die globalen Handelsdissonanzen und der stark verteuerte Euro zeigen negative Wirkung“, konstatiert der Verband. Für viele Hersteller bedeutet das: steigende Kosten, sinkende Margen und wachsender Druck auf ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Druck auf die Belegschaften 

Die Krise hinterlässt auch auf dem Arbeitsmarkt ihre Spuren. Zwar setzen nur noch rund 3 Prozent der Betriebe auf Kurzarbeit, doch vielerorts wird bereits Personal abgebaut. „Der Beschäftigtenstand wird dauerhaft reduziert“, heißt es im Konjunkturbericht. „Und die Zahl von Produktionsschließungen und -verlagerungen erreicht im laufenden Jahr den Höhepunkt.“ 

Paradoxerweise klagen gleichzeitig viele Unternehmen über fehlendes Personal, vor allem im Fachkräftebereich: Rund ein Drittel der Betriebe meldet unbesetzte Stellen. 8 Prozent der Firmen erwägen Verlagerungen, 11 Prozent denken sogar über das Aus ganzer Standorte nach – ein Befund, der die angespannte wirtschaftliche Lage unterstreicht.

Vorsichtiger Aufwind

Der internationale Wettbewerbsdruck bleibt zwar hoch, doch Zölle und Handelskonflikte verteuern die Warenströme und damit die Importe. Das könnte heimischen Anbietern in die Karten spielen: vor allem jenen, die auf Rezyklate und thermoplastische Elastomere (TPE) setzen. Sie sind damit weniger abhängig von Einfuhren und Rohstoffpreisschwankungen.

Auch im Reifenersatzgeschäft gibt es erste Lichtblicke. Die Branche erwartet für 2026 rund 3 Prozent mehr Pkw-Neuzulassungen, was sich positiv auf den Absatz von Winter- und Ganzjahresreifen auswirken dürfte. Im Lkw-Segment dürfte die Nachfrage ebenfalls anziehen. Viele Aufträge aus 2025 rutschen ins neue Jahr, da Fuhrparkbetreiber eine staatliche Förderung erst spät abrufen konnten und Bestellungen sich dadurch verzögerten. Zugleich treiben strengere Emissionsvorgaben den Bedarf an verbrauchsoptimierten Premium-Reifen an.

Trotz dieser positiven Signale bleibt die Branche gefordert. „Flexibilität und Geschwindigkeit müssen auf ein ganz neues Level gehoben werden. ‚China Speed‘ gilt fortan auch für die deutschen Unternehmen,“ mahnt der wdk. Sie müssen Entwicklungszeiten verkürzen, Prozesse verschlanken und künstliche Intelligenz gezielt nutzen. „Bis zum Jahresende 2025 und auch für den Jahresstart 2026 ist mit keiner Verbesserung der Geschäftslage zu rechnen“, so die Prognose des Verbands. Dennoch gilt: „Die Unternehmen der Branche fixieren das Jahr 2025 als Absprungpunkt für ein fortan kontinuierliches, wenn auch verhaltenes Wachstum.“

 

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