Ausbildung

Die Besten im Porträt: Frank Kössig

Deutschlands Spitzen-Azubis auf dem Feld der Verfahrensmechanik. Ihre Wege zeigen, wie vielfältig die Kunststoff- und Kautschukbranche ist

von Roman Winnicki

· Lesezeit 2 Minuten.
Deutschlands bester Verfahrensmechaniker: Frank Kössig

Naturverbundene Abgeschiedenheit oder hektisches Treiben? In Frank Kössigs Leben ist Platz für beides. Am Seeufer, mit einer Angelrute in der Hand, entspannt er genauso wie auf dem Fußballfeld, wo er mit der Pfeife um den Hals als Schiedsrichter den Ton angibt. Doch abseits der Freizeit hat der 27-Jährige eine weitere Passion: seinen Beruf bei Arburg, einem Spezialisten für Kunststoffmaschinen im baden-württembergischen Loßburg.

Kössig ist dort Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik. „Man denke an Schalter, Spritzen oder Spielsteine. Mit unseren Spritzgießmaschinen können wir solche Kunststoffbauteile herstellen, die dann direkt verwendet werden können“, so schildert er seine Arbeit und sein Spezialgebiet des Spritzgießens.

„Ich wusste gar nicht, dass es eine Besten-Ehrung gibt“

Frank Kössig

Die Begeisterung für den Job erklärt sich fast von selbst. Denn mit 98 von 100 möglichen Punkten in der Prüfung ist Kössig der deutschlandweit beste Absolvent seiner Zunft. Das Tüfteln mit unterschiedlichen Kunststoffen und der geschickte Umgang mit Maschinen motivieren ihn, selbst wenn es mal Rückschläge gibt oder ein heißer Zylinder kleine Blessuren an den Fingerkuppen hinterlässt. Kurioses Detail: Als Azubi war ihm die Auszeichnung völlig unbekannt. „Bis kurz vor Ausbildungsschluss wusste ich gar nicht, dass es eine Besten-Ehrung gibt“, sagt er.

Zum Traumberuf kam der Hobby-Schiedsrichter über einen Umweg. Nach der Realschule holte er das Abitur nach, studierte anschließend BWL. Es dauerte nicht lange, bis er merkte, dass der Studiengang nicht zu ihm passte. Die Erinnerung an ein Schulpraktikum in einem Kunststoffbetrieb, in dem auch sei Vater tätig ist, war für Kössig die Initialzündung. Ein Freund, der heute mit ihm bei Arburg arbeitet, fachte das Interesse weiter an, überzeugte ihn vom Unternehmen und schließlich dazu, sich zu bewerben. 2019 begann die Ausbildung, auf die der junge Mann sichtlich zufrieden zurückblickt: „Wir mussten nicht permanent in der Produktion mitarbeiten, sondern hatten in den drei Jahren wirklich Zeit, intensiv zu lernen und zu üben.“

So konnte Kössig seine Fühler auch in andere Bereiche ausstrecken. Statt sich in den vorgegebenen Ausbildungspfaden zu verlieren, durfte er ebenso in die Welt der Robotik eintauchen. Heute versteht er sich als Anwendungs- und Automa­tionstechniker und nimmt Fertigungszellen in Betrieb. Dabei programmiert er Robotersysteme, die beispielsweise Metallteile ins Spritzgießwerkzeug einlegen oder fertige Kunststoff-Metall-Teile entnehmen und einer Verpackungsstation übergeben. Mit dem Lernen ist aber noch lange nicht Schluss. Im November beginnt seine Weiterbildung zum Meister, aber ob das der Schlusspfiff sein wird, weiß Kössig noch nicht. Sollte ihm nicht die Puste ausgehen, könnte irgendwann der technische Betriebswirt folgen.

Sie gehören ebenfalls zu den Besten ihres Fachs: Nadine Reschke und Jonas Rödel

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