Ausbildung
Die Besten im Porträt: Nadine Reschke
Vom Studium zur Top-Azubine: Nadine Reschke's inspirierender Weg in die Praxis
von Roman Winnicki
Mathe und Sport auf Lehramt – das war Nadine Reschke zu theoretisch. Nur in der Uni sitzen und Bücher wälzen? Nein, etwas Praktisches sollte es schon sein. Die Konsequenz: Abbrechen und einen Ausbildungsplatz suchen. Es folgten zunächst zwei Praktika, doch der Funke wollte nicht so recht überspringen. Die nötige Inspiration kam dann vom Freund, der die Firma Nordex ins Gespräch brachte.
Das Unternehmen stellte in Rostock Rotorblätter für Windkraftanlagen her. Bei der ausgeschriebenen Azubi-Stelle Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik mit der Fachrichtung Faserverbundtechnologie wurde sie dann fündig. „Ich dachte, das passt wie die Faust aufs Auge“, sagt die heute 25-Jährige. Für die begeisterte Sportlerin, die mit Stillstand nicht so viel anfangen kann, waren die rotierenden Windenergieanlagen genau das Richtige.
In den folgenden drei Ausbildungsjahren hieß es, Kunststoffe bearbeiten, laminieren, kleben, lackieren oder auch mal an der Kreissäge hantieren. Ganz ohne die Theorie ging es dann aber doch nicht. Um zu verstehen, warum ein Stoff an einem Tag flüssig ist, am nächsten aber aushärtet, musste Chemie gebüffelt werden. Und drei Semester Mathe haben sich ebenfalls ausgezahlt. Denn zur Ausbildung gehören auch Rechenaufgaben, wie Formeln umstellen oder Mischungsverhältnisse kalkulieren.
„Ich dachte, das passt wie die Faust aufs Auge“
Nadine Reschke
Reschke blickt dankbar auf diese Zeit zurück: „Uns wurden so viele Möglichkeiten geboten, uns fachlich wie auch privat weiterzuentwickeln.“ Die Abwechslung in der Lehrzeit hat nicht nur für viel Spaß, sondern auch für ausgezeichnete Leistungen gesorgt. Auch Reschke zählt zu den Besten ihres Fachs. Mit einem Augenzwinkern gibt sie aber zu, dass auch ein wenig Fleiß im Spiel war. Auch für sie kam die Auszeichnung überraschend: „Plötzlich hatte ich einen Zettel auf dem Tisch, auf dem stand: Herzlichen Glückwunsch – Sie sind die Bundesbeste“, erzählt sie lachend.
Trotz der guten Nachricht gab es einen kleinen Wermutstropfen. Nordex musste sein Rostocker Werk aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Für die damalige Auszubildende war eine Übernahme damit vom Tisch. Doch kurz darauf brachte ein unerwarteter Anruf eines Ingenieurkollegen neue Perspektiven. Er fragte, ob sie Interesse hätte, in der Forschung zu arbeiten. „Ohne zu zögern habe ich Ja gesagt“, erinnert sich Reschke.
Heute arbeitet sie beim Fraunhofer-Institut IGP in Rostock, leitet dort als Laborantin das Faserverbund-Labor. Ihre Aufgabe: Den Spagat zwischen Theorie und Praxis herstellen. Sie versucht, die Wünsche der Wissenschaftler am Institut mit ihren praktischen Fähigkeiten in die Tat umzusetzen. „Bei Fraunhofer ist das Arbeitsklima nicht zu übertreffen, und ich könnte mir keine bessere Abteilung für mich vorstellen“, sagt sie. Damit hat die experimentierfreudige junge Frau offensichtlich ihr Glück gefunden. Und sollte ihre persönliche Lernkurve wider Erwarten einmal abflachen, könnte sie sich vorstellen, noch einmal zu studieren – allerdings berufsbegleitend und nicht mehr in Vollzeit.
Sie gehören ebenfalls zu den Besten ihres Fachs: Frank Kössig und Jonas Rödel.