Ausbildung

MINT-Magie zum Anfassen: Schule mal anders!

Die Stiftung NiedersachsenMetall hat besonders engagierte Lehrer ausgezeichnet. Auch Patrick Kreutzmann gehört dazu. Der Quereinsteiger verfolgt eine kreative Lehrtaktik

von Werner Fricke

· Lesezeit 3 Minuten.
Preisträger Patrick Kreutzmann in seinem Element: Der Quereinsteiger will die mit 5.000 Euro dotierte Prämie seinen kleinen „Technikfreaks“ zugutekommen lassen. Foto: Gossmann

Hannover. Patrick Kreutzmann hat ein duales Studium Kunststofftechnik in der Industrie gemacht. Als er dabei Kontakt mit den gewerblichen Auszubildenden bekam, sprang bei ihm der Funke über: „Mir war schnell klar, dass ich mit jungen Menschen arbeiten wollte. So bin ich Lehrer geworden.“ Zum Glück für die Schülerinnen und Schüler der Oberschule am Sonnensee in Bissendorf bei Osnabrück – und für die Betriebe der Region.

Denn was der 33-Jährige gemeinsam mit ihnen auf die Beine stellt, ist alles andere als Unterricht nach Lehrplan. Kreutzmann lädt seine Schüler nach dem letzten Läuten der Schulglocke zu einem speziellen Angebot ein und nennt es einen „kognitiven Sportverein“. Wie im Verein gibt es feste Regeln, einheitliche Trikots und feste Trainingszeiten. Die Spielgeräte sind allerdings keine Bälle, sondern kleine Roboter. „Wir stellen alles zur Verfügung, damit sie sich austoben können“, sagt er. Kognitiver Sportverein – also beim Denken und Programmieren ins Schwitzen kommen. Kreutzmann ist gemeinsam mit seinen Kollegen das Trainerteam.  

„Kognitiver Sportverein“: Hier gibt es zwar feste Regeln und einheitliche Trikots, klassische Spielgeräte findet man aber nicht. Stattdessen gibt es 3-D-Drucker, Lasercutter und Roboter. Foto: Gossmann

„Kognitiver Sportverein“: Hier gibt es zwar feste Regeln und einheitliche Trikots, klassische Spielgeräte findet man aber nicht. Stattdessen gibt es 3-D-Drucker, Lasercutter und Roboter. Foto: Gossmann

Talentschmiede für junge Tüftler  

Seit 2016 im Lehrberuf tätig, hegte er von Anfang an den Wunsch, ein Forschungszentrum für Schüler zu gründen. 3-D-Drucker, Lasercutter, autonome Roboter – wer hier zu Besuch ist, glaubt kaum, dass er sich in einer Schule befindet. Feste Projektvorgaben gibt es nicht, die Schüler entscheiden selbst, woran sie arbeiten. „Sie machen das, wozu sie Bock haben“, sagt Kreutzmann. Fast täglich kommen die kleinen „Technikfreaks“ vorbei und tüfteln, messen und experimentieren an ihren Projekten. „Wir haben gemerkt, dass die Schüler Lust haben, weil es ihre Projekte sind.“

Um sein visionäres Technik-Paradies zu realisieren, hat Kreutzmann zusammen mit seinem Trainerteam rund 100.000 Euro an Spendengeldern gesammelt. Auch das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, das er von der Stiftung NiedersachsenMetall erhält, wird er in das Schülerforschungszentrum investieren: Neue 3-D-Drucker sollen her. Darüber hinaus steht im Januar die Gründung einer Schülerfirma auf dem Plan, die künftig kleine Möbelstücke herstellen soll. Die Einnahmen kommen wiederum den Schülern für neue Projekte zugute.

Ehrung: Dr. Volker Schmidt (links), Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, und Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur (rechts), mit Patrick Kreutzmann. Foto: Axel Herzig

Ehrung: Dr. Volker Schmidt (links), Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, und Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur (rechts), mit Patrick Kreutzmann. Foto: Axel Herzig

Wissen für alle: Jedes kind zählt

Bei der Preisverleihung hob die Jury sein bemerkenswertes Engagement hervor und sein Talent, mit dem es ihm immer wieder gelingt, effektive Netzwerke mit Unternehmen und Hochschulen zu knüpfen. Gleichzeitig schafft er es, Kinder für technische Projekte zu begeistern. Er organisiert Betriebsbesichtigungen, Praktika und Gastvorträge von Fachleuten. Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sollten nicht nur etwas für die höheren Bildungsschichten sein, erzählt er, sondern muss allen zugänglich gemacht werden. Dies schließt die gezielte Förderung und Integration von Mädchen, Kindern mit Migrationshintergrund und solchen, die sozial benachteiligt sind, ein.

„Wir nennen das MINT-klusion“, sagt er. „Für alle, egal aus welchem Land der Teilnehmer kommt, welchen Background er hat oder welcher Religion er angehört. Jeder kann unsere Geräte nutzen, um zu lernen und später beruflich durchzustarten.“ Wenn er einen Wunsch frei hätte, dann würde er sich über eine bessere Sprachförderung „für unsere Flüchtlingskids“ freuen. „Mir macht das einfach Spaß. Ich bin von Natur aus sehr energiegeladen. Das hier ist mein Leben, mein Antrieb, meine Passion. Dafür gebe ich gern 150 Prozent.“

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