Qualifizierung und Weiterbildung
Ausgezeichnete Experten: Michael Dorminger
Auch auf Umwegen kann man zum erfolgreichen Techniker in der Kunststoffbranche werden
von Roman Winnicki
Laufen lernt man durch fallen, und auch durch scheitern wird man gescheiter – Michael Dorminger ist ein Paradebeispiel dafür. Seine frühen Jahre verliefen alles andere als geradlinig. Er startete als Musterschüler, schaffte den Realschulabschluss dann allerdings nur mit Ach und Krach und zog danach für „ein paar Jahre planlos durch die Welt“. Mal jobbte er als Kellner, mal half er in einer Autowerkstatt aus. Für zwei Jahre versuchte er sich als Altenpfleger, warf aber das Handtuch: Diese Arbeit wurde ihm zu wenig gewürdigt und entlohnt.
Die persönliche Wende kam, als er über eine Zeitarbeitsfirma zur hessischen ETG GmbH stieß, die Kunststoff- und Kautschukteile für die Auto-, Sanitär- und Bauindustrie produziert (heute heißt die Firma Bayrak-Technik GmbH). Es dauerte nicht lang, bis Dorminger vom Maschinenbediener zum Schichtführer aufstieg. Der Durchbruch kam, als sein Chef ihm die Pistole auf die Brust setzte, mit den Worten: „Du bist ein bisschen zu schlau dafür, um Teile aus der Maschine zu entnehmen. Entweder du machst jetzt eine Lehre – oder du gehst!“
„Endlich hatte ich etwas gefunden, was mir richtig Spaß macht“
Michael Dorminger
Nun hatte sich Dorminger nach vier Jahren als Maschinenführer einen gewissen Lebensstandard aufgebaut und konnte sich nicht vorstellen, plötzlich nur noch von einem Azubi-Gehalt zu leben. Da aber der Chef ihm diese finanziellen Sorgen nehmen konnte, willigte er schließlich ein. Und: In nur zweieinhalb Jahren absolvierte der heute 34-Jährige eine verkürzte Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Fachrichtung Formteile. „Endlich hatte ich etwas gefunden, was mir richtig Spaß macht“, erinnert er sich.
Damit waren auch seine Ambitionen geweckt. Nach dreieinhalb Jahren als Projektleiter wollte Dorminger weiter an seiner Karriere feilen und begann die Weiterbildung zum Techniker. Verkürzen konnte er diesmal zwar nicht, dafür gehörte er zu den besten Absolventen der Technikerschule Gelnhausen. Wobei es für ihn zugleich die schwersten zwei Jahre seines Lebens waren – den Sohn großziehen, die Mutter pflegen und nebenbei ganz viel lernen. „Das war wie ein Erdbeben, kaum zu ertragen, und trotzdem habe ich es irgendwie geschafft“, erzählt er durchaus stolz.
Dormingers Geschichte macht deutlich: Es kommt nicht darauf an, wie man startet, sondern wie man das Rennen beendet. Und das Ende ist noch nicht in Sicht: An der Abendschule möchte er in ferner Zukunft noch Philosophie oder Ethik studieren, denn auch in der Gummi- und Kunststoffwelt gibt es Probleme, die sich nicht mit dem Taschenrechner lösen lassen. Dabei hat er vor allem die innerbetrieblichen Konflikte im Blick, aber auch die Verantwortung gegenüber der Umwelt. Man darf gespannt sein.
Auch sie wurden vom ADK für ihre Leistungen geehrt: Diana Grischek und Manuel Bäuscher.