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Einmal ist zu wenig

Was macht ein Nachhaltigkeitsmanager? Ansgar Kienolth erklärt seinen Job bei Papstar

von Michael Aust

· Lesezeit 5 Minuten.
Nachhaltigkeits-Fan: Ansgar Kienolth liebt seinen Job bei Papstar. Foto: KAUTSCHUK/Daniel Roth

Kall. Durchhalten lohnt sich. Das weiß Ansgar Kienolth von diversen Halbmarathons, die er gelaufen ist. Wer weiterrennt, auch wenn ihm der Wind entgegenbläst und die Muskeln schmerzen, freut sich am Ende umso mehr, wenn er das Ziel erreicht. In seinem Job ist der Hobbyläufer auch eine Art Marathon-Mann: Als Leiter CSR/Compliance kümmert er sich bei Papstar, einem Anbieter von Einmalgeschirr und Serviceverpackungen, um Nachhaltigkeit. Ein Langläufer-Thema – und eines, für das es politisch seit Kurzem wieder mehr Gegen- als Rückenwind gibt.

Die Sonne strahlt über dem weitläufigen Firmengelände in Kall in der Eifel, als Kienolth den Reporter und den Fotografen am Empfang abholt. In einem Besprechungszimmer steht Kaffee bereit, der – natürlich – in Pappbechern serviert wird. Auf einem Tischchen in der Ecke präsentiert das Unternehmen Nachhaltigkeitspreise. Kienolth hat Marketingleiter Bernd Born mitgebracht. Der spricht die entscheidende Frage direkt an: Wie passt das eigentlich zusammen – Einmalprodukte und Nachhaltigkeit?  

„Die meisten bringen Papstar wohl nicht direkt mit Umweltbewusstsein in Verbindung“, sagt Born und grinst. „Aber gerade deshalb macht es Spaß, die Leute vom Gegenteil zu überzeugen.“ Und etwa damit zu überraschen, dass das Unternehmen unter der Marke Papstar ausschließlich Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen vertreibt. 

 

Aus nachwachsenden Rohstoffen: Papstar setzt auf Materialien wie Holz, Maisstärke, Zuckerrohr und Palmblätter. Foto: Papstar

Einmalgeschirr aus Zuckerrohr

Zur Papstar-Produktlinie gehören To-go-Produkte wie die Pappbecher auf dem Tisch. „Die bestehen aus Karton und einer Schicht Polylactid, die das Durchweichen verhindert“, erklärt Kienolth. Dieser Biokunststoff, auch PLA genannt, wird aus Maisstärke gewonnen und ist biologisch abbaubar. Die transparenten Becher auf dem Tisch bestehen komplett aus dem nachwachsenden Rohstoff. 

Neben Produkten auf Holzbasis oder aus PLA hat Papstar auch Geschirr aus Zuckerrohr und Palmblättern im Portfolio – ebenfalls natürliche, erneuerbare Materialien. „Daneben verkaufen wir unter der Marke Starpak weiterhin Einmalprodukte aus Polystyrol, Polyethylen oder Aluminium“, erklärt der 48-Jährige. Müllbeutel etwa, Hygienehandschuhe oder Aluschalen. „Der Kundenbedarf nach solchen Artikeln ist weiterhin da“, erklärt Kienolth. „Und bislang lassen sie sich nur schwer ersetzen.“ 

„Ich bekomme Einblick in alle Bereiche 
– ein Privileg in meinem Job“
Ansgar Kienolth

Kleine Schritte, große Wirkung

Dafür gibt es viele andere Stellschrauben, an denen Nachhaltigkeitsmanager wie er drehen können. Zum Beispiel der Energieverbrauch. „Wir haben schon früh damit angefangen, unsere Ressourcenverbräuche zu monitoren und stetig zu reduzieren“, sagt Kienolth. 

So habe Papstar etwa die Beleuchtung auf LED umgestellt, alle Fahrer in Eco-Trainings geschult und den Fuhrpark optimiert. „Am Standort Kall haben wir unsere Stromverbräuche so um 40 Prozent gesenkt“, sagt Kienolth. Und der Spritverbrauch der Lkws sank von 26 auf knapp über 21 Liter pro 100 Kilometer.  

Das Tracken solcher Zahlen gehört zu Kienolths Job, seit er 2004 ins Qualitätsmanagement wechselte. „Nach und nach bin ich in unsere Managementsysteme eingestiegen“, berichtet der gebürtige Eifler. Gerade die Arbeit mit dem damals neuen Umweltmanagementsystem habe ihn begeistert: „Das waren meine ersten Einblicke in nachhaltiges Wirtschaften.“

Hauptsitz: In Kall in der Eifel hat das Unternehmen seine Verwaltung und die Logistik. Foto: Papstar

Kreisläufe statt Müllverbrennung

Als das Thema Fahrt aufnimmt, bildet er sich zum Nachhaltigkeitsmanager weiter. 2024 übernimmt er schließlich den Bereich CSR/Compliance. „Das Tolle ist, dass ich Einblick in alle Unternehmensbereiche bekomme und Nachhaltigkeit mitgestalten kann. Das ist ein echtes Privileg in meinem Job“, sagt der Experte.

Die Ressourcenverbräuche bei Lagerung und Logistik sind die eine Seite. Aber was passiert mit den Einmalprodukten nach Gebrauch? Um innovative Kreisläufe zu erproben, hat das Unternehmen 2019 die Papstar Solutions GmbH gegründet. „Die Firma entwickelt Wege, Einmalprodukte nachhaltig zu verwenden“, erklärt Kienolth. 

Ein Beispiel sind geschlossene Systeme für Zentralküchen: Dabei liefert Papstar Zuckerrohr-Behältnisse für Speisen und nimmt sie benutzt wieder zurück. Anschließend werden die Behältnisse in Kooperation mit einem Entsorgungsunternehmen einer Kompostiermaschine, einem sogenannten Biokonverter, zugeführt. Die in diesem Verfahren gewonnene Zellulose ist anschließend Rohstoff für neue Produkte. Der perfekte Kreislauf.

Im Kreislauf: Mithilfe sogenannter Biokonverter kann Papstar gebrauchtes Einmalgeschirr wieder zu Rohstoffmaterial aufbereiten. Foto: KAUTSCHUK/Daniel Roth

Von der Politik nicht beirren lassen

Das Problem: „Solche Kreisläufe haben wir nur in der Hand, wenn wir den kompletten Weg des Produkts begleiten können“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte. Wo To-go-Geschirr etwa beim Außer-Haus-Verkauf landet, darauf hat Papstar kaum Einfluss. Zwar wäre es möglich, dass Abfallwirtschaftsbetriebe bioabbaubares Einmalgeschirr kompostieren. „Aber veraltete Gesetze erschweren das bislang, etwa aus Vorsicht vor Keimen“, kritisiert Kienolth. Stattdessen landen selbst biobasierte Produkte noch häufig in der thermischen Verwertung.

Auch andere Rahmenbedingungen sind nicht optimal. „Man merkt, dass Nachhaltigkeit gerade nicht mehr so im Fokus steht“, sagt Kienolth. Zum einen zwingt die aktuelle Wirtschaftskrise vielen Unternehmen andere Prioritäten auf. Zum anderen setzt die Politik andere Schwerpunkte. Die EU etwa hat kürzlich die Berichterstattungspflicht von Firmen gelockert. 

Für Hobbyläufer Kienolth kein Grund, aufzugeben. „Es lohnt sich, Maßnahmen schon jetzt durchzuziehen. Sonst wird der Druck später nur größer“, glaubt er. Bei Papstar habe man in Sachen Nachhaltigkeit ohnehin nie auf die Politik gewartet. „Wir sind einfach losgelaufen, lange bevor vieles gesetzlich vorgegeben war.“  

 

Papstar – die Fakten

Papstar ist ein international tätiges Unternehmen mit Sitz in Kall in der Eifel, das sich auf den Vertrieb von Einmalgeschirr, Serviceverpackungen, Tisch- und Raumdekorationen sowie Einmalprodukten für Haushalt, Profiküche, Hygiene und Pflege spezialisiert. In der Produktlinie „pure“ vertreibt Papstar ausschließlich Artikel aus nachwachsenden Rohstoffen. Am Standort in Kall beschäftigt das Unternehmen aktuell 320 Mitarbeitende.

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