Neues aus der Forschung
Wissenschaftler des Kautschukinstituts sind bei klimaneutraler Produktion gefragt
Klimaneutral produzieren – auch für die Kautschuk-Industrie ist das eine Herausforderung. Forscher des Kautschukinstituts in Hannover suchen nach Lösungen. Zudem tüfteln sie an nachwachsenden Rohstoffen für verbesserte Elastomere.
von Werner Fricke
Rohstoffe sparen, Material recyceln, klimaschonend produzieren – Kautschukunternehmen setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit. Die Branche packt den Wandel an. Und deshalb sind nachwachsende Rohstoffe und Energiesparen auch beim Deutschen Institut für Kautschuktechnologie (DIK) gefragt.
Besonders die Zulieferer der Autohersteller sehen sich da in der Pflicht, berichtet Professor Ulrich Giese, der Chef des Instituts. Denn die Autobauer versprechen sukzessive klimaneutral produzierte Fahrzeuge. „Die Gleichung der Autobauer in Sachen Kohlendioxid-Vermeidung geht aber nur auf, wenn auch die Zulieferer klimaneutral werden“, sagt Giese. Denn die eigene Wertschöpfung der Autohersteller liegt lediglich bei etwa 30 Prozent. Der größere Teil kommt von den Zulieferern.
Lignin soll die Eigenschaften von Kautschuk verbessern
Deshalb suchen die nun verstärkt den Schulterschluss mit den Kautschuk-Experten, um Lösungen zu entwickeln. Da ist das Forschungsinstitut in Hannover gefragt.
Das DIK packt zudem die Entwicklung nachhaltiger Elastomere an. Zum Beispiel unter Einsatz von Lignin. Das ist ein wesentlicher Bestandteil von Holz, ein nachwachsender, gesundheitlich unbedenklicher und kostengünstiger Rohstoff. Kürzlich haben die Hannoveraner einen Aufruf für ein öffentlich gefördertes Forschungsprojekt gestartet. „Die Resonanz war enorm“, berichtet Giese. „Nicht nur aus Deutschland, auch aus dem europäischen Ausland und aus Kanada meldeten sich Interessenten.“ Die Idee bei dem Projekt: Lignin soll die Eigenschaften von Kautschuk verbessern.
„Lignin wirkt im Baum wie ein Kitt, der die Fasern verklebt“, erklärt Giese. Bisherige Forschungen zeigen, dass Lignin in Elastomeren eine verstärkende Wirkung hat und zum Alterungs- und Flammschutz beiträgt. Ziel sind leichtere und deutlich haltbarere Elastomere.
Die „Generation Greta“ wünscht sich nachhaltige Arbeitgeber
Auch Zellulose soll als Biofüllstoff für Verbundwerkstoffe dienen und so viele Anwendungen ermöglichen. „Vielleicht im Auto, vielleicht in Schutzkleidungen. Da ist vieles denkbar“, so Giese.
Beschäftigte erwarten zunehmend von ihrem Arbeitgeber, nachhaltig zu produzieren. „Deshalb wird Nachhaltigkeit im Personalmarketing immer wichtiger“, sagt Giese. Vor allem bei der „Generation Greta“.
Das Kautschukinstitut hat 79 Mitgliedsfirmen. 48 Techniker und Wissenschaftler arbeiten in den Laboren sowie 32 Doktoranden. Einer ist Malte Pinkernelle. Er sagt: „Mir kommt es bei meiner Forschung besonders auf die Nachhaltigkeit an.“
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