Kautschuk-Konjunktur

Kautschuk ist knapp, Corona lässt die Preise explodieren

Bis zu 40 Wochen Lieferzeit – Naturkautschuk ist knapp. Die Corona-Pandemie hat in Asien die Produktion in die Knie gezwungen. Zugleich ist die Nachfrage in Ostasien massiv gestiegen. Das hat Folgen für die Kautschuk-Branche.

von Werner Fricke

· Lesezeit 2 Minuten.
Zumischen von Farbstoff: 60 bis 70 Tonnen Kautschuk verarbeitet der Gummispezialist KKT jeden Monat. Bild: aktiv/Christian Gossmann

Der Industrie macht die Verknappung wichtiger Rohstoffe Sorge. Kautschuk ist immer schwieriger zu bekommen – und wenn, dann nur zu sehr hohen Preisen. „Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche ist gefährdet“, sagt Sven Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbands der Kautschukindustrie (ADK) in Hannover. „Das bedroht eine Vielzahl von Arbeitsplätzen.“

Vogt ist Chef der KKT Gruppe in Osterode am Harz. Das Unternehmen produziert Teile aus Gummi, Silikon und Kunststoff unter anderem für Autos, Medizintechnik oder Arbeitsschutz. Dafür benötigt KKT monatlich 60 bis 70 Tonnen überwiegend Naturkautschuk. Die bestellten Mengen bekommt KKT derzeit selten. „Wir müssen uns mit Teillieferungen zufriedengeben“, berichtet Vogt. Und die Firma müsse sich gedulden. Kommt bestellte Ware normalerweise nach zwei bis acht Wochen, geben Händler jetzt Lieferzeiten von bis zu 40 Wochen an.

Transportwege nach Europa sind stark gestört

Der Grund: In Thailand, Indonesien, Malaysia oder Vietnam, wo Naturkautschuk gewonnen wird, „musste wegen der Pandemie die Produktion zeitweise stark heruntergefahren werden“, so Joachim Algermissen, Sprecher des Arbeitgeberverbands. Zudem sind die Transportwege von Asien nach Europa stark gestört. Auch dadurch lässt Corona die Preise explodieren.

„Aus einem Angebotsmarkt ist ein Nachfragemarkt geworden – mit steigenden Preisen und engen Verfügbarkeiten“, sagt Michael Bertel, Chefvolkswirt beim Wirtschaftsverband wdk. Pirelli, Goodyear oder Continental rechnen damit, dass Reifen deutlich teurer werden. Conti-Finanzchef Wolfgang Schäfer etwa erwartet 200 Millionen Euro Extra-Kosten vor allem in der Rubber-Sparte samt Reifen.

China verbraucht über ein Viertel des Naturkautschuks der Welt

Auch die Firma Mapa, die in Zeven Kondome, Haushaltshandschuhe oder Babysauger produziert, berichtet von steigenden Einkaufspreisen. An die Händler weitergegeben habe man den Kostenschub noch nicht, sagt Geschäftsführer Ralf Holschumacher. Wie lange das noch durchzuhalten sei, könne niemand sagen. „An den Produktkosten kann man nicht mehr viel optimieren. Wir können die Kondome nicht noch dünner machen.“

Ursache der Verknappung ist laut Experten vor allem die massive Nachfrage in Ostasien. Allein China verbraucht bereits mehr als ein Viertel des weltweiten Naturkautschuks – Tendenz stark steigend. Für Europa wird der Kautschukhunger Asiens immer mehr zum Problem. Zwar wird der Stoff auch synthetisch hergestellt, aber ersetzen kann das Kunstgummi das Naturmaterial nicht.

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