Kautschuk im Alltag
Warum so zerknirscht?
Wenn die Kiefer nachts Überstunden machen, schützen Schienen vor Schaden
von Roman Winnicki

Wenn das Mahlwerk ächzt wie eine Mühle im Sturm: Schätzungen zufolge pressen rund 15 Millionen Erwachsene in Deutschland – etwa jeder Fünfte –
Nacht für Nacht die Zähne zusammen, bis es knirscht. Mediziner nennen dieses Phänomen „Bruxismus“. Das Wort stammt vom altgriechischen „brygmos“ und bedeutet schlicht: Zähneknirschen.
Abhilfe versprechen sogenannte Beißschienen, auch Knirscherschienen oder Aufbissschienen genannt. Sie sind das Mittel der Wahl, um die Zähne vor Abrieb, Rissen und Schmerzen zu bewahren. Kein Wunder: Beim nächtlichen Knirschen entstehen Kräfte von bis zu 480 Kilo pro Quadratzentimeter – mehr als das Zehnfache des normalen Kaudrucks. Die Schienen entlasten den Kauapparat, sie lockern die Kiefermuskulatur und sie können sogar helfen, das Knirschen schrittweise zu verlernen.
Beißschienen bestehen aus unterschiedlichen Kunststoffen oder medizinischem Silikon – je nach Härte und Einsatzzweck. Harte Acrylschienen aus PMMA sind besonders robust, bieten maximalen Schutz und können sogar Kieferfehlstellungen korrigieren, sind aber weniger komfortabel.
Weichere Varianten aus gummiartigem Kunststoff wie Ethylenvinylacetat (EVA) oder Silikon punkten beim Tragegefühl, eignen sich jedoch vor allem für milderen oder vorübergehenden Bruxismus und häufig als Einstiegslösung. Welche Schiene sinnvoll ist, richtet sich nach Stärke und Dauer des Knirschens sowie den individuellen Bedürfnissen des Patienten.
Beißschienen können zwar die Folgen des Knirschens gut lindern und den weiteren Zahnverschleiß stoppen, das Problem an sich können sie aber nicht lösen. Um das Übel an der Wurzel zu packen, müssen die Ursachen des Knirschens gezielt behandelt werden: Stress etwa oder Schlafstörungen, Zahnfehlstellungen oder auch Medikamente und in seltenen Fällen neurologische Faktoren.