
Branchen-News
Was die Branche im Oktober bewegt
Flaute in der Gummi- und Kunststoffindustrie, Reifen aus Speiseöl, Freudenberg mit neuem Standort – die News
von Roman Winnicki
Flaute in der Gummibranche
Frankfurt A. M. Die neuesten Zahlen der deutschen Kautschukindustrie zeichnen ein düsteres Bild: Im ersten Halbjahr 2025 brachen Produktion, Umsätze und Beschäftigung im Inland kräftig ein. Nach Angaben des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) sank die Produktion gegenüber dem Vorquartal um 8,2 Prozent auf 560.000 Tonnen. Die Kapazitätsauslastung fiel auf 77,8 Prozent (‒ 1,1 Prozent) und die Zahl der Beschäftigten auf 60.200 (‒ 6,2 Prozent). Besonders gravierend ist der Einbruch des Inlandsumsatzes, der um 9,6 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro zurückging. Damit fällt das Minus im Inland deutlich stärker aus als im Auslandsgeschäft, wo die Erlöse um 4,7 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro sanken.
Insgesamt lag der Branchenumsatz bei 5,4 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 7,7 Prozent entspricht. „Im Fußball heißt es: Die Tabelle lügt nicht. Und in der Wirtschaft gilt ebenso: Die Daten lügen nicht“, betonte wdk-Präsident Michael Klein. „Und genau da sehen wir beim Inlandsmarkt der Kautschukindustrie tiefrote Zahlen in allen Bereichen.“ Die bittere Realität sei, dass Unternehmen die inländische Nachfrage zunehmend mit Produkten aus ihren ausländischen Werken bedienen. Einzig der Geschäftsklima-Index des wdk deutet für das zweite Halbjahr auf eine leichte Stimmungsaufhellung hin. Klein sieht die Politik gefordert: Der angekündigte „Herbst der Reformen“ müsse schnell zu spürbaren Entlastungen führen, vor allem beim Bürokratieabbau.
Neuer Standort für Freudenberg
Hamburg. Freudenberg Sealing Technologies hat in Hamburg-Wandsbek ein neues Warenlager mit Büroflächen eingeweiht. Auf 8.800 Quadratmetern bietet der Standort rund 30 Prozent mehr Fläche als der bisherige. „In diesen Standort investieren wir mit voller Überzeugung. Denn mit der Hansestadt verbindet uns eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte“, sagte Dr. Matthias Sckuhr, CEO von Freudenberg Sealing Technologies, in seiner Eröffnungsrede.
Kernstück ist eine Autostore-Anlage, in der 22 Roboter über 13 Ports bis zu 65.000 Behälter bewegen. Laut Unternehmen ermöglicht die Technik eine deutlich höhere Lagerdichte und beschleunigt die Kommissionierung der mehr als 30.000 Artikel. Das Unternehmen beliefert aus Hamburg Kunden im technischen Handel und Erstausrüster der allgemeinen Industrie. Der Umzug war notwendig, weil die alten Räumlichkeiten an ihre Kapazitätsgrenzen stießen.
Abwärtstrend bei Kunststoff
Frankfurt A. M. Nach einem positiven Jahresauftakt musste die kunststofferzeugende Industrie in Deutschland im zweiten Quartal 2025 einen herben Dämpfer hinnehmen: Laut dem Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland sank die Produktion gegenüber dem Vorquartal um 4,3 Prozent und lag damit 6,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch Auftragseingänge und Umsätze gingen spürbar zurück. Die Bestellungen fielen im In- und Ausland um rund 7 Prozent, der Branchenumsatz sank um 2,4 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Etwa ein Drittel des Umsatzes entfiel auf das Inland, zwei Drittel auf das Ausland. Besonders auffällig war der Anstieg der Importe aus China (+ 11,9 Prozent).
Zudem setzten die Erzeugerpreise für Kunststoffe in Grundformen – etwa Granulate oder Pulver – ihren Abwärtstrend fort: Sie fielen um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal und lagen 2,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Für die kommenden Monate erwartet der Verband keine Verbesserung der Lage. „Die Stagnation ist noch nicht überwunden“, erklärt Dr. Christine Bunte, Hauptgeschäftsführerin von Plastics Europe Deutschland. Gegen die Ursachen wie hohe Energiepreise und überbordende Bürokratie steuere die Bundesregierung inzwischen zwar gegen, dennoch würden Deutschlands Kunststoffbetriebe noch „einen langen Atem brauchen“. Trotz dieser Entwicklung blieb die Beschäftigung mit 55.400 Mitarbeitenden stabil, wenn auch unter dem Vorjahreswert.
Reifen aus Speiseöl
Hannover. Continental will den Anteil nachhaltiger Materialien in der Reifenproduktion deutlich erhöhen: Von derzeit 26 Prozent soll er bis Ende 2025 auf fast 30 Prozent und bis 2030 auf mindestens 40 Prozent steigen. Im Mittelpunkt steht der Einsatz von synthetischem Kautschuk aus gebrauchtem Speiseöl. Während Naturkautschuk wegen seiner hohen Belastbarkeit und Haltbarkeit vor allem in den Laufflächen verwendet wird, trägt synthetischer Kautschuk ergänzend dazu bei, Bremsverhalten und Rollwiderstand zu verbessern.
Ein moderner Pkw-Reifen besteht aus bis zu 100 verschiedenen Rohstoffen und über 20 maßgeschneiderten Kautschukmischungen. Continental integriert zunehmend nachhaltigere Komponenten in diese Mischungen, darunter neben Kautschuk aus Speiseöl auch zirkuläre Harze, die für Eigenschaften wie Elastizität, Nasshaftung und Abriebfestigkeit entscheidend sind. Darüber hinaus setzt das Unternehmen erstmals das ISCC-PLUS-zertifizierte Kautschukadditiv TMQ ein, dessen Rohstoffbasis aus biozirkulärem Aceton – gewonnen aus recyceltem Speiseöl – stammt. Nach Unternehmensangaben senkt dieses Additiv den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu herkömmlichen Varianten um mehr als 30 Prozent.