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Grünes Licht für CCS

Die Regierung will Unternehmen erlauben, CO2 abzuscheiden und im Boden zu speichern

von Michael Aust

· Lesezeit 3 Minuten.
Carbon Capture and Storage (CCS): Eine Technologie, die CO₂ aus Abgasen abtrennt, verflüssigt und tief im Boden speichert. Illustration: Macrovector – stock.adobe.com

Köln. Wohin mit dem Abfallprodukt CO2? Vor diesem Problem stehen Industriebetriebe in aller Welt. Denn noch werden viele Fertigungsprozesse durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe angetrieben. Dabei wird Kohlendioxid freigesetzt, das sich in der Atmosphäre ablagert – was bekanntlich den Treibhauseffekt anheizt. CO2 einfach so weiter in die Gegend zu pusten, wäre deshalb die schlechteste Lösung.

Waschanlage für Kohlendioxid

Über das Ziel – weniger CO2 in der Atmosphäre – herrscht weltweit (beinahe) Einigkeit. Worüber gestritten wird, ist der Weg dorthin: Müssen alle Unternehmen ihre Kohlendioxid-Emissionen komplett reduzieren? Oder können sie auch einen Teil der frei werdenden Klimagase auffangen und wegspeichern? Genau das soll in Deutschland nun endlich erlaubt werden.

Eine Technologie dafür ist das sogenannte Carbon Capture and Storage, kurz CCS. Dabei wird Kohlendioxid in einer Art Waschanlage aus den Abgasen der Fabrik abgetrennt, verflüssigt und anschließend irgendwo tief in die Erde gepresst. Laut der Internationalen Energieagentur laufen weltweit CCS-Projekte mit einer Kapazität von über 400 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr – mehr als die Hälfte in den USA.

Ohne CCS keine Klimaneutralität?

Der Pilotversuch für einen deutschen CO2-Speicher ist allerdings seit über zehn Jahren vorbei: Im brandenburgischen Ketzin wurde fünf Jahre lang CO2 unter die Erde gepresst. Problemlos, aber eben nur testweise. „Eine kommerzielle Nutzung gibt es bei uns bisher nicht“, erklärt Andreas Fischer, Energieexperte im Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Einfach, weil der Gesetzgeber dies bislang verboten hat. Ein Grund war damals die Sorge, die „bequeme“ Technologie würde die Wirtschaft vom CO2-Sparen abhalten.

Was oft übersehen wird: In manchen Branchen wie etwa bei der Zementherstellung lassen sich Klimagase gar nicht vermeiden. In der Kalkindustrie werden zwei Drittel der CO2-Emissionen durch das Brennen aus dem Rohmaterial freigesetzt. „Will Deutschland bis 2045 klimaneutral, aber nicht de-industrialisiert werden, braucht es auch CCS“, betont Fischer.

Wie werden die Anlagen finanziert?

Das sieht auch die Regierung so und hat deshalb im August eine Novelle des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes auf den Weg gebracht. Sie soll Unternehmen den Transport, die Speicherung und die Nutzung von CO2 erlauben. Industrieverbände begrüßen das – und mahnen eine zügige Verabschiedung des Gesetzes an. „Jetzt liegt es am Gesetzgeber, wie viel zusätzliche Kosten auf die Industrie zukommen“, mahnt Martin Ogilvie vom Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie.

IW-Experte Fischer begrüßt die Öffnung für CCS, die auch die Ampelregierung bereits vorgesehen hatte: „Da nun bald die rechtlichen Grundlagen bestehen, kann die Planung für notwendige Infrastrukturen endlich Fahrt aufnehmen.“

 

CCS und CDC

  • Bei CCS (Carbon Capture and Storage) wird das CO2 direkt an der Quelle – etwa an einer Industrieanlage – aufgefangen und in einen Speicher geleitet. So gelangt es nicht in die Atmosphäre.
  • Bei CDC (Carbon Dioxide Removal) entnimmt man Kohlendioxid aus der Luft, etwa durch das Pflanzen von Bäumen, das Anlegen von Mooren oder mit Anlagen zur Abscheidung.
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