Mitarbeiterporträts

Vom Konzept zur Serienreife

Hinter den Kulissen, aber vor der Motorhaube: Ivan Takenne erklärt den Weg von der Vision zum innovativen Stoßfänger

von Andrea Veyhle

· Lesezeit 3 Minuten.
Stolz im Showroom : Ivan Takenne zeigt einen Stoßfänger. Foto: Roland Sigwart

Bötzingen. Hinter der Frontschürze eines Autos, unterhalb der Motorhaube, steckt Hightech: Bis zu 80 Teile können in einem modernen Stoßfänger verbaut sein! „Und neben den Scheinwerfern auch Parksensoren oder Kameras“, erklärt Ivan Takenne, Junior-Projektleiter beim Automobilzulieferer SMP in Bötzingen.

Vermittler und Kalkulierer

Zu den Kunden von SMP zählen Hochkaräter wie Audi, BMW, Ford, Mercedes-Benz, MAN, Nissan, Opel, Porsche, Renault und VW. Sie erhalten Kunststoffteile wie Türseitenverkleidungen, Cockpits, Mittelkonsolen, Spoiler, Schweller oder eben Stoßfänger. Was Takenne dafür tut? „Ich bringe alle Beteiligten an einen Tisch. Gemeinsam finden wir die bestmögliche Lösung für alle Anforderungen“, so beschreibt er seine Arbeit. Ins Detail geht er dabei natürlich nicht: alles streng vertraulich!

Projektleiter Takenne vernetzt Kunden und Experten und vermittelt zwischen den Interessen aller Beteiligten. Er kalkuliert die Kosten und wacht über Budgets sowie Zeitpläne. Wenn er sich mit Kollegen, Kunden oder Lieferanten trifft, darf sein rotes Notizbuch nicht fehlen: „Wir arbeiten natürlich digital, mit Projektsoftware. Aber manchmal ist es einfacher, schnell etwas von Hand aufzuschreiben“, sagt er und fächert die mit akribischer Handschrift bedeckten Seiten mit dem Daumen auf.

Gedächtnisstütze: Das Notizbuch hilft – zum Beispiel auch bei der Teamarbeit mit Studentin Sina Gerhart und Azubi Marcel Müller. Foto: Roland Sigwart

Gedächtnisstütze: Das Notizbuch hilft – zum Beispiel auch bei der Teamarbeit mit Studentin Sina Gerhart und Azubi Marcel Müller. Foto: Roland Sigwart

Der Mann ist viel unterwegs, hat am Standort Bötzingen zu tun oder auch in Göttingen, Hannover, Leipzig, Meerane, München, Neustadt an der Donau und Oldenburg. Oder in Schierling, wo er vor Jahren seine Bachelorarbeit zur Montageplanung für Porsche-Stoßfänger schrieb. Auch Auslandsreisen gehören zum Job. Die Arbeit im internationalen Umfeld liegt ihm: „Klar gibt es Unterschiede in der Kultur. Aber ich bin durch Schulungen gut vorbereitet. Gut zuhören und aufmerksam sein hilft viel in der Zusammenarbeit.“ Ausgleich findet Takenne beim Sport. Hier schätzt er den Teamgeist im Mannschaftssport: „Ich liebe Fußball und Basketball“, sagt er – und man kann sich den hochgewachsenen Mann sofort auf dem Spielfeld vorstellen.

Rund drei jahre bis zur Serienreife

Eine seiner Stärken ist Durchhaltevermögen – das hilft im Sport wie im Job: „Es dauert drei bis dreieinhalb Jahre, bis ein neuer Stoßfänger in Serie geht“, berichtet der Projektleiter. An dem Prozess sind viele Menschen beteiligt: „Zu den Teams gehören Produktentwickler und CAD-Konstrukteure, aber auch Kollegen aus dem Vertrieb, dem Controlling oder der Qualitätssicherung.“ Auch Logistiker sind dabei: In der Automobil-Produktion werden die Teile fix und fertig direkt ans Band geliefert, das muss bis ins Detail geplant werden. „Ich muss reden, ­reden, reden und sehr, sehr viele E-Mails lesen und schreiben. Kommunikation ist das Wichtigste in meinem Job.“

Takenne spricht fließend Deutsch mit nur leichtem Akzent – dabei kam er erst vor neun Jahren aus Kamerun, um hier zu studieren. Eigentlich war Medizin geplant, doch dann schrieb er sich für das Wirtschaftsingenieurwesen ein, Schwerpunkt Automation und Robotik. Seinen Master machte er später im Bereich Produktionsautomatisierung. Ausschlaggebend für die Studienfachwahl waren sein Interesse an neuen Technologien in Verbindung mit wirtschaftlichen Zusammenhängen: „Deutschland ist perfekt, es gehört zu den führenden Nationen in der Automobilbranche und der Life-Science-Industrie.“ Die erste Zeit war allerdings nicht einfach: „Ich musste eine Sprache lernen, von der ich kein Wort kannte. Das war eine große Herausforderung, aber die Mühe hat sich gelohnt.“ Inzwischen lebt er in der Kaiserstuhl-Gemeinde Eichstetten, nur wenige Kilometer von seinem Arbeitgeber entfernt. Angetan hat es dem Hobbykoch übrigens auch die süddeutsche Küche: „Ich kann inzwischen Spätzle und Knödel machen“, sagt er.

SMP – die Fakten

Die Firma Samvardhana Motherson Peguform (kurz SMP) ist ein Anbieter für Interieur- und Exterieur-Module in der Automobilindustrie. Das Unternehmen wurde 1959 in Bötzingen unter dem Namen Badische Plastikwerke gegründet, seit 2011 gehört es zum Automobilzulieferer Samvardhana Motherson Group. SMP betreibt weltweit in neun Staaten 36 Logistik- und Produktionszentren und beschäftigt rund 13.500 Mitarbeitende.

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