Kautschuk-Konjunktur

Kautschuk-Konjunktur: Hohe Hürden für Unternehmen

Von wegen goldene 20er Jahre – für die Kautschukindustrie in Deutschland dürfte 2023 zur Belastungsprobe werden.

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Lieferengpässe, Produktionsstillstände, die weiterhin viel zu hohen Energiepreise: Ein Ende der Krise für Deutschlands Industrieunternehmen ist nicht in Sicht. So steht die Kautschukindustrie zu Beginn der Tarifrunde da:

Produktion

Bereits 2018 sank die Produktion der Kautschukindustrie. Besonders heftig war dann der Corona-Einbruch 2020. Im Jahr 2021 keimte endlich Hoffnung auf – bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine vor inzwischen einem Jahr. Seither geht es erneut abwärts. Auch für 2023 sehen die Unternehmen unserer Branche keine echte Trendwende. Darauf weist auch der lahmende Auftragseingang hin: Dieser lag zu Jahresbeginn knapp unter Vorjahr.

Viele Produktionshindernisse

Der Mangel an Material und anderen Vorleistungen ist weiterhin sehr hoch: Er trifft 58 Prozent aller Kautschukunternehmen. Auch Fachkräfte fehlen nach wie vor oft. Neu ist dagegen, dass inzwischen mehr als jedem dritten Betrieb die Nachfrage wegbricht. Kommt es am Ende doch zu einem längeren wirtschaftlichen Durchhänger in Deutschland?

Lohnstückkosten

Selbst wenn die Mehrfach-Krise irgendwann ausgestanden ist, bleibt für deutsche Betriebe ein dickes Problem – die hohen Kosten. Etwa die Arbeitskosten: Durchschnittlich liegen Löhne, Sozialbeiträge und die weiteren Personalkosten im Ausland um 20 Prozent unter dem deutschen Niveau. Das zeigt ein aktueller Vergleich von 28 Wettbewerbsländern durch das Institut der deutschen Wirtschaft. Diesen Nachteil kann unsere Industrie auch durch ihre hohe Produktivität nicht wettmachen: Bei den Lohnstückkosten sind die meisten Länder klar im Vorteil – darunter die USA, Japan und Spanien.

Ausland wird attraktiver

Immer mehr Kautschukbetriebe investieren in ihre Auslandsstandorte. Das hilft, neue Märkte zu erschließen und durch preisgünstige Zulieferungen die heimischen Werke zu sichern. Doch Werke im Ausland sind auch Wettbewerber, etwa um Aufträge und Investitionen. Daher ist die Entwicklung auch ein Alarmsignal für unseren Industriestandort.

Kostenklemme

Die Rekordpreise für Rohstoffe und Energie schlagen bei den meisten Betrieben der Kautschukindustrie auf die Gewinne durch. Denn sie können nur einen Teil der gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben. Darunter leiden auch wichtige Zukunftsinvestitionen – etwa in innovative und umweltschonendere Produktionsverfahren oder die Digitalisierung. Ein Riesenspagat für die Betriebe.

Gaspreise steigen – Wettbewerbsfähigkeit sinkt

Betriebe und Verbraucher – alle müssen sich warm anziehen angesichts der weiterhin rekordhohen Preise für Energie. So kostete Gas zuletzt immer noch weit über 500 Prozent mehr als Anfang 2019. Auch im Vergleich zu den allermeisten Wettbewerbsländern sind die hohen Energiepreise ein enormes Hindernis: In den USA beispielsweise kostete Gas zuletzt nur knapp ein Siebtel so viel wie in Deutschland.

 

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