Branchen-News

Was die Branche im November bewegt

EU-Vorschriften zu Mikroplastik, geröntgte Reifen, Kunststoff- und Silikonrecycling – die News

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Schranke für Mikroplastik

Brüssel. Vor Kurzem hat die EU-Kommission neue Vorschriften für den Umgang mit Mikroplastik erlassen. In gut begründeten Fällen gelten für Betroffene auch Ausnahmeregelungen und Übergangsfristen. Der verabschiedeten Beschränkung liegt eine Definition von Mikroplastik zugrunde: Es geht um alle synthetischen Polymerpartikel, die kleiner als fünf Millimeter, organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind. Ziel ist es, „die Emission von bewusst verwendetem Mikroplastik aus möglichst vielen Produkten zu verringern“. Unter die Beschränkungen fällt etwa Granulatmaterial für Kunstrasenplätze. Zudem sind Kosmetika betroffen, bei denen Mikroplastik für das Hautpeeling oder die Erzielung einer Textur, eines Duftstoffs oder einer Farbe genutzt wird. Auch Detergenzien und Weichmacher beispielsweise sind im Visier der EU-Kommission. Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden oder bei Verwendung kein Mikroplastik freisetzen, sind ausgenommen.

Reifenanalye per Röntgen

Schenefeld. Reifengummi ist ein Verbundwerkstoff: Meist enthält er synthetischen Kautschuk wie etwa Polybutadien und Nanopartikel wie Ruß, die die physikalischen Eigenschaften verbessern. Während des Fahrens wirken starke Kräfte auf den Reifen, wodurch sich seine Bestandteile gegeneinander bewegen, was zu Verschleiß und Abbau des Materials führen kann. Was da ganz genau passiert, das hat ein internationales Forscherteam nun mit höchster Auflösung beobachtet: Die neue Röntgen-Methode „Diffracted X-ray Blinking“ erlaubt eine zeitliche Auflösung von nur 890 Nanosekunden (milliardstel Sekunden).

 Im XFEL: Ein Forscher an einem Messgerät. Foto: Daniel Reinhardt/European XFEL

Im XFEL: Ein Forscher an einem Messgerät. Foto: Daniel Reinhardt/European XFEL

Damit konnten Wissenschaftler an der European X-Ray Free-Electron Laser Facility (XFEL) im schleswig-holsteinischen Schenefeld auf atomarer Ebene gleichzeitig Veränderungen in den Polymerketten sowie in den Zusatzstoffen nachweisen. Es zeigte sich etwa, dass sich das Polybutadien je nach Probe unterschiedlich schnell auf der Oberfläche der Rußpartikel bewegt. Fazit der Forscher: Die Ergebnisse könnten helfen, Reifengummi schon in der Entwicklung mehr Langlebigkeit zu verleihen.

Nano-Reinigung für Kunststoff

Montreal. Das kanadische Unternehmen Pyrowave hat eine Nano-Reinigungs-technologie zur Entfernung giftiger Zusatzstoffe und Verunreinigungen aus Kunststoffen entwickelt. Das Verfahren setzt auf Größen- und Löslichkeitsunterschiede der Partikel, um mittels Filtrationsmembranen Zusatzstoffe von Polymeren zu trennen. Die auf Kunststoffabfälle angewandte Technologie arbeitet auf molekularer Ebene. Sie ist von pharmazeutischen Technologien inspiriert und nutzt den signifikanten Größenunterschied zwischen Polymeren und den meisten Additiven in den Verbindungen. Das zum Patent angemeldete Verfahren ermöglicht die gleichzeitige Entfernung verschiedenster Verunreinigungen. Damit habe man das Potenzial, die Palette von recycelbaren Kunststoffen zu erweitern, heißt es aus dem Unternehmen
– einschließlich der Kunststoffe mit verschiedenen Zusatzstoffen wie Schwermetallen, anorganischen Pigmenten, Halogenen und Flammschutzmitteln. Die neue Technologie ist kohlenstoffarm und soll die Treibhausgasemissionen um etwa 95 Prozent im Vergleich zur Herstellung von neuen Granulaten reduzieren.

Lego verzichtet auf rPET

Berlin. Der Spielzeughersteller Lego stoppt seine Pläne, Bausteine aus recyceltem PET (rPET) zu fertigen. Während der Lebensdauer des Produkts hätte dies zu vermehrten CO2-Emissionen geführt, begründete CEO Niels Christiansen diesen Schritt. Denn: Für die Verwendung von rPET aus gebrauchten PET-Flaschen wäre der Neubau von Großanlagen erforderlich gewesen.

Ein Plan geht in die Tonne: Lego denkt um. Foto: Stepan Popov – stock.adobe.com

Ein Plan geht in die Tonne: Lego denkt um. Foto: Stepan Popov – stock.adobe.com

rPET sei zudem weicher als der bislang verwendete Kunststoff Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS): Man würde also zusätzliche Additive benötigen, um rPET eine ähnliche Sicherheit und Haltbarkeit zu verleihen. Überdies seien erhebliche Mengen an Energie notwendig, um das Material zu verarbeiten und zu trocknen. Stattdessen will Lego nun die ABS-Kohlenstoffbilanz durch den Einsatz von mehrbiobasierten und recycelten Materialien verbessern. Lego werde seinen Fokus von nachhaltigen Materialien auf emissionsärmere und potenziell zirkuläre Materialien legen, hieß es.

Silikone: Aus alt mach neu

Berlin. Zwei junge Gründerinnen haben eine Recyclingtechnologie entwickelt, mit der sich Alt-Silikone ohne Qualitätsverlust wiederverwerten lassen sollen. Tina Rose und Klara Yoon vom Start-up New Dawn Silicones setzen dabei auf ein chemisches Recyclingverfahren, das zum Patent angemeldet worden ist. Mit diesem werden Alt-Silikone auf molekularer Ebene in kleinere Einheiten zerlegt, gereinigt und am Ende des Prozesses wieder zu neuen hochwertigen Silikonen zusammengesetzt. Die Technologie sei leicht skalierbar, teilt das Start-up mit. Zudem könnten die Recycling-Silikone in ihren Eigenschaften für viele Anwendungen maßgeschneidert werden. Derzeit bereiten die Gründerinnen die Kommerzialisierung des Verfahrens vor, ab 2026 sollen die ersten 1.000 Tonnen Silikon im Jahr recycelt werden.

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