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Was ist die Rente später wert?
Die offizielle Renteninformation liefert durchaus belastbare Informationen! Tipps für die Lektüre dieses wichtigen Schreibens
von Silke Becker
Berlin. Wenn man mindestens 27 Jahre alt ist und schon mindestens fünf Jahre Beitragszeiten für die Rente gesammelt hat, bekommt man einmal im Jahr Post aus der Zukunft: die offizielle Renteninformation. Darin steht, wie viel Rente man sich bereits erarbeitet hat – und wie hoch die Rente ausfallen würde, wenn man bis zum regulären Rentenalter immer so viel verdienen würde wie im Schnitt der letzten fünf Jahre. Nur: Wie belastbar sind diese Zahlen, auf was kann man sich verlassen?
„Wenn das Gehalt im weiteren Berufsleben steigt oder auch mal sinkt, verändert sich natürlich die jeweils prognostizierte Rente“, erklärt Dirk Manthey von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Für jüngere Berufstätige ist das Schreiben also erst mal nur ein grober Anhaltspunkt. Je älter man wird, desto realistischer wird dann die Prognose.
Von der Rente bleibt mehr Netto
Außerdem wichtig: „Werte in der Renteninformation sind grundsätzlich Bruttowerte.“ Wie beim Bruttoentgelt fallen also Steuern und Sozialabgaben an! Immerhin sind im Alter keine Beiträge zur Renten- und zur Arbeitslosenversicherung mehr nötig. An die Kranken- und Pflegekasse gehen derzeit in den meisten Fällen gut 12 Prozent der Bruttorente. Die persönliche Steuerlast wiederum ist für Rentner meist geringer als im Arbeitsleben. Außerdem gibt es einen persönlichen Rentenfreibetrag, dessen Höhe vom Kalenderjahr des Rentenbeginns abhängt: Wer 2024 in den Ruhestand geht, muss nur 83 Prozent der Rente versteuern, 2025 gelten 83,5 Prozent, 2026 dann 84 Prozent – und so fort. Alles in allem kommt also von der gesetzlichen Rente mehr Netto aufs Konto als von einem Gehalt gleicher Höhe.
Die Zahlen in der Renteninfo nennen den aktuellen Stand in Werten von heute. Es geht aber um die Zukunft – daher werden zwei weitere Faktoren und ihre Wirkung genannt.
Der eine Faktor sind die regelmäßigen Rentenerhöhungen laut Gesetz. „Sie hängen vor allem von der allgemeinen Lohnentwicklung ab“, erklärt Manthey. In manchen Jahren bekommen die Rentner deutlich mehr Geld. Diesen Sommer zum Beispiel werden die Altersbezüge um 4,57 Prozent angehoben (dabei steigen die Renten in den alten und den neuen Bundesländern erstmals gleichermaßen). Aber auch eine Nullrunde kann es mal geben, wie (nur in Westdeutschland) 2021 im Zuge der Coronakrise.
Der andere Faktor ist die Inflation, die die Kaufkraft schmälert – und das mal mehr, mal weniger. Auf der einen Seite gibt es also über die Rentenanpassungen mehr Geld, weil der Wert aller schon erworbenen Rentenpunkte steigt. Auf der anderen Seite nagt die Inflation am Wert des Geldes. Da ist mal die Teuerung größer, mal das Rentenplus. Seit 2000 war die Inflation alles in allem etwas höher als die Rentenanpassungen.
Zusätzliche Vorsorge ist sinnvoll
Fazit: Wenn die Renteninfo jetzt einen Anspruch von 1.500 Euro ausweist, wird dieser im Alter – Rentenerhöhungen und Inflation schon mitgedacht! – wohl etwas weniger wert sein als heute. Andererseits sind die Abzüge von der Bruttorente niedriger: Man dürfte sich also von dieser Rente in etwa so viel leisten können wie heute mit 1.500 Euro Bruttogehalt.
Die Rente wird auch weiterhin sicher sein. Aber sicher ist eben auch: Die meisten Menschen werden ihren Lebensstandard im Alter mit der Rente allein nicht halten können. Man sollte also zusätzlich vorsorgen. Dafür bieten sich zum Beispiel das Eigenheim an und staatlich geförderte Sparformen, vor allem die betriebliche Altersversorgung.
Die Sache mit dem Rentenniveau
Das Rentenniveau sorgt wieder für Wirbel: Bei 48 Prozent möchte es der Bundesarbeitsminister festzurren. Aber was bedeutet das eigentlich? Und lässt sich damit etwas für die persönliche Rente ableiten?
Offiziell heißt das Rentenniveau „Sicherungsniveau vor Steuern“. Und das ist eine sehr abstrakte Größe: Man vergleicht die Rente eines fiktiven Standardrentners, der genau 45 Jahre lang (!) genau durchschnittlich (!) verdient hat, mit dem aktuellen Durchschnittsverdienst. Und zwar nach Abzug der fälligen Sozialbeiträge. 2024 liegt diese abstrakte, aber politisch wichtige Rechengröße bei 48 Prozent.
Für sich persönlich kann man damit leider gar nichts ausrechnen. Wer jetzt in Rente geht, bekommt also nicht etwa „48 Prozent vom Netto“ oder „48 Prozent vom Jahresbrutto“ als Rente – auch wenn so was immer mal wieder zu hören ist. Über die Höhe des individuellen Rentenanspruchs sagt das Rentenniveau nichts aus!
Was man außerdem wissen sollte: Aus demografischen Gründen müsste das Niveau eigentlich leicht sinken (für 2037 waren zuletzt 45 Prozent prognostiziert). Wenn nun das Rentenniveau in unserer alternden Gesellschaft mal eben politisch festgeschrieben wird, heißt das letztlich: Die Senioren werden bessergestellt – auf Kosten der Beitragszahler, also der Jüngeren.